2011-07-28T14:17:22+02:00

Veröffentlicht von & unter News. Kommentare 5

Heiko HubertzBigpoint wuchs 2010 und wächst weiter. Gründer und Geschäftsführer Heiko Hubertz erläutert, welche Märkte, Plattformen und Technologien er in Zukunft im Fokus hat.

Wie war die Entwicklung von Bigpoint 2010?
Ich bin sehr zufrieden, und zwar aus den verschiedensten Gründen. Zum einen konnte ich selbst in die USA gehen, wo wir 2010 die ersten großen Schritte ge- macht haben. Zum anderen erkannten wir ein komplett neues Feld für uns – das ganze Casual-Games-Segment, wo wir gerade gewaltige Erfolge feiern. Und dann haben wir uns auch technologisch deutlich weiterentwickelt, beim stereoskopischen 3D, bei Mobilgeräten und beim plattform uÜbergreifenden Spiel. Es hat sich also viel bewegt auf der Produktseite, aber auch aufseiten der Nutzer: Ende 2009 hatten wir 100 Millionen Registrierungen geschafft, aus 2010 kamen wir mit 160 Millionen. Ich bin also von allen Seiten her mit dem vergangenen Jahr extrem zufrieden.

Was waren Ihre Meilensteine 2010?
Unser erster wichtiger Meilenstein war die Entscheidung, mich selbst in die USA zu schicken.
Als Gründer in die USA zu gehen war ein kühner und wichtiger Schritt. Zweiter Meilenstein war ganz klar „Farmerama“. Dieser Titel hat komplett neue Märkte für uns geöff- net, hat uns in puncto Zielgruppen und Internationalisierung enorm voran- gebracht. Und der dritte Meilenstein war die Übernahme von Radon Labs, inklusive der Marke „Drakensang“ und einem absolut erfahrenen Team, mit dem wir eine ganz neue Qualität von Spiel entwickeln können.

Warum die USA und warum San Francisco?
Die USA ist der größte Spielemarkt der westlichen Welt. Das Herz der Online- und
Social-Games-Branche schlägt eben in San Francisco und dem Silicon Valley. Das Herz der Internetindustrie ebenfalls. Und wir sind ja ein Zwitter aus Gaming und Internet. Wenn man eine dominierende globale Rolle in diesem Bereich spielen möchte, muss man vor Ort sein, man muss direkt an den Netzwerken und Leuten dran sein. Ich bin selbst nach San Francisco gegangen, um genau zu verstehen, was in diesem Markt passiert. Ganz ehrlich: Wir haben den Facebook-Trend nicht mitbekommen, und so was wird mir kein zweites Mal passieren! Ganz abgesehen davon muss man, wenn man ein so großes Land angehen will, schnell Entscheidungen treffen können. Der Zeitunterschied zu San Francisco beträgt neun Stunden; da bleibt nur ein Zeitfenster von drei Stunden am Tag, in denen man etwas mit dem General Manager besprechen und entscheiden kann. Das ist einfach zu wenig für ein Land, in dem man so schnell sein muss und das so groß und wichtig für uns ist. Und last but not least: Es war schon immer mein Traum, im Silicon Valley zu arbeiten.

Sehen Sie bereits erste Früchte des Engagements?
Wir sind mit unserem Fortschritt dort sehr zufrieden, und wir sind schon auf Monatsebene profitabel, nach so kurzer Zeit. Wir haben gerade die erste Firma dort gekauft, und mit „Ruined Online“ ist das erste Spiel von Bigpoint Inc. im Entstehen: Ein komplett amerikanisches Spiel, mit ganz anderem Setting und ganz an- derer Grafik als bei einem europäischen Produkt. 2011 wird in puncto Zahlen ein ganz großes Jahr für Big- point USA werden; wir werden ein enormes Wachstum bei Nutzerzahlen, Umsätzen und Mitarbeitern sehen.

Auch in São Paulo haben Sie ein Büro gegründet. Soll dort ebenfalls entwickelt werden?
Nein. Brasilien ist unser erstes Vertriebsexperiment. Bigpoints extreme Stärke ist das gewaltige Vertriebs- netzwerk mit allen Medienpartnern, die unsere Spiele bewerben. So ein Netzwerk wollen wir in Brasi- lien auch aufbauen. Deshalb sind wir erstmals direkt ins Land gegangen, haben lokale Leute mit lokalen Netzwerken und betreiben vor Ort Marketing, Business, Development und PR. Bei Erfolg werden wir zeitnah sicherlich viele weitere Büros eröffnen.

Fokussieren Sie künftig eine Kernplattform?
Wir versuchen stets, auf den massenkompatibelsten Nenner zu kommen. Und dieser ist heute der Browser. Der funktioniert auf einem Android-Gerät, auf dem iPad, einem Mac oder PC – er ist die kleinstmögliche Einheit und damit die Plattform, auf die wir uns kon- zentrieren. Nur sind der Bildschirm und die Benutzer- schnittstelle je nach Gerät komplett unterschiedlich. Unsere Aufgabe wird es also sein, uns allen Geräten anzupassen, in die in Zukunft Browser integriert sind. Benutzerschnittstelle, Screen und Browser – das sind die entscheidenden Themen für uns.

Bigpoint verstärkt seine Anstrengungen im Casual- Segment. Werden leicht zugängliche Spiele noch relevanter für das Unternehmen?
Das Segment wird auf jeden Fall wachsen. Wir konzen- trieren uns künftig auf drei Bereiche: Casual, Core und Triple-A, das sind Spiele wie „Drakensang Online“, „Battlestar Galactica“ oder „Die Mumie“. Mit Blick auf die Nutzerzahlen wird Casual der klar dominierende Bereich sein, weil ein viel größerer Markt angespro- chen wird. Bei Umsatz und Relevanz fürs Unterneh- men besitzen alle drei Segmente ein ähnliches Ge- wicht. Wir investieren aber mehr Geld in den Triple-A- Bereich, weil wir diesen Markt langfristig für extrem wichtig halten. Hier gibt es noch so viel Potenzial und kaum Wettbewerb. Nur wenige Anbieter können wie wir in eine so hohe Qualität investieren und haben das nötige Know-how. In diesem Jahr ist Casual für uns am wichtigsten, komplexere Strategiespiele rücken ein bisschen in den Hintergrund, und im Triple-A- Bereich werden wir 2011 einige äußerst vielverspre- chende Produkte wie „Ruined Online“ starten.

Triple-A definiert sich bei Ihnen also nach der Höhe von Qualität und Entwicklungsausgaben?
Triple-A bedeutet für uns eine sehr hochwertige Ent- wicklung, die den Gamer anspricht, der heute eher ei- nen Konsolen- oder PC-Titel spielt. Das hat mit Spiel- qualität, Spieltiefe und Grafik zu tun, sehr häufig auch mit Budget, wegen des erhöhten Aufwands. Unser Ziel ist aber, dass ein Konsolen- oder PC-Spieler in Zukunft sagt: Ich gehe nicht mehr in den Handel, um mir für 60 Euro ein Spiel zu kaufen, sondern zu Bigpoint, weil ich dort bei einem Browser-Game dieselbe Qualität finde.

Sie arbeiten an Browser-Games in stereoskopischem 3D. Ist das die Zukunft des Spielens?
Stereoskopisches 3D wird in einigen Jahren ein wichtiges Element sein. 2011 wird man damit zwar noch nicht groß Geld verdienen, aber Bigpoint war immer schon ein Pionier. Ich möchte unseren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, innovative Technologie zu nutzen, neue Wege zu gehen, einfallsreich und kreativ zu sein. Ich bin stolz darauf, dass wir so was überhaupt machen können, dass wir die Ersten sind, die zeigen, wie das funktioniert. Ein richtiges Erlebnis wird stereoskopisches 3D aber erst ohne Brille sein.

Wo sehen Sie die größte technische Weiterentwick- lung für Ihr Geschäftsfeld?
Im Mobilbereich, 2011 eines der wichtigsten Themen für Bigpoint. Dabei rede ich nicht vom Telefon. In Zu- kunft wird man am Tablet-PC spielen, man wird über ihn steuern. Konsumiert werden die Inhalte aber nicht komplett auf diesem PC, sondern per Wireless HDMI auf den Fernseher übertragen. In diesem Bereich kommen 2011 viele Geräte; wir alle werden mobil sein und Tablet-Rechner nutzen. Das wird auch das Spielen beeinflussen: Man wird sich keine Konsole mehr kaufen, weil man mit dem Tablet-PC Inhalte in HD und Topqua- lität auf den Fernseher beamt. Mobile Geräte werden unsere Entertainmentwelt verändern. Und wir werden herausfinden, wie wir das für unsere Spiele nutzen wollen.

Wie viel Wachstum ist bei Bigpoint noch möglich?
Wir stehen erst am Anfang. Die Videospielindustrie ist ein 30- oder 40-Milliarden-Geschäft, der Onlinebereich – „WoW“ ausgenommen – macht vielleicht etwas mehr als eine Milliarde Umsatz. Das ist nur ein Dreißigstel der Gamesindustrie, und das wird sich ändern. Beim Gaming wird Free-to-Play das Geschäftsmodell der Zu- kunft sein. In wenigen Jahren werden kostenlose Titel mit Item-Sales mehr Umsatz generieren als das klas- sische Segment. Wir waren die Ersten, die das in der westlichen Welt betrieben haben. Wir haben so viel Know-how und ein so starkes Vertriebsnetzwerk, wir haben über 150 Zahlungssysteme – das alles macht uns so stark in unserem Bereich, dass wir gerade erst auf die Spitze des Eisbergs gestoßen sind. Wir werden stark in den Bereichen Entwicklung, Technologie und Distribution wachsen. Wir haben in der jüngeren Ver- gangenheit unseren Umsatz jährlich ungefähr verdoppelt – und ich gehe davon aus, dass dieses Wachstum noch einige Jahre so weitergehen kann.

Quelle: BigPoint Profile 2011

Kommentare 5


Text Filter