Die Festivalsaison startet wieder und nicht wenige haben mit den sinkenden Corona-Zahlen und den steigenden Impfungen Lust bekommen, zurückgewonnene Freiheiten auszukosten. Doch nicht viele Festivals haben bislang den Schritt gewagt und werden diese Saison für Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber bzw. Musikerinnen und Musiker geöffnet. Sehr viele Veranstalter verschieben die Termine erneut um ein Jahr auf 2022, darunter solche Größen wie das Hurricane, das Melt, Southside oder Rock am Ring. Andere sind auch einen Monat vor Festivalbeginn noch unentschlossen wie etwa das Wacken.

airwaves-konzert aditya chinchure Hounsplash

Ein beherztes Go kam nun allerdings aus Island, wo das Iceland Airwaves im November 2021 stattfinden soll. Das internationale Festival mitten in Islands Hauptstadt Reykjavik hat seine Pforten vom 3. November bis 6. November 2021 geöffnet. Drei Tage soll es also wieder volle Clubs und Bars geben. Ganz Reykjavik lädt an diesen Tagen traditionell zum Musikhören und Tanzen ein. Doch schaut man sich die Bilder von früheren Festivals an, wird einem mit den verinnerlichten Abstandsregeln und Hygienevorschriften schon etwas mulmig.

Auch wenn das Airwaves zu den kleineren Festivals gehört, geschlossene Räume, schwitzende Menschen mit wenig Oberbekleidung, dicht an dicht gedrängt – das Airwaves zeigt sich sehr mutig mit seiner Entscheidung, wieder zu alten Gewohnheiten zurückzukehren.

Corona-Politik in Island

Gerade erst hat Island seine dritte Welle im April diesen Jahres verhältnismäßig glimpflich abwenden können. Das Virus hat in Island bisher 30 Tote gefordert. 6.500 Menschen wurden damit infiziert und nur noch 37 sind zum Zeitpunkt des Berichts infiziert. Doch im November, wenn in Island die Temperaturen wieder fallen und die Gefahr steigt, an Covid-19 zu erkranken, könnten gerade durch die vielzähligen internationalen Gäste viele neue Fälle auftreten.

Noch im Mai 2021 gelten außerdem strenge Maßnahmen. So können nur maximal 300 Personen an einer Veranstaltung teilnehmen, bei denen die Menschen außerdem einen Zwei-Meter-Abstand einhalten müssen. Im Schwimmbad gilt ein Abstand von einem Meter. Doch auch ein Bad in einer der traditionellen Airwaves Locations, dem Mývatn Nature Bath, einem Thermalbad im Norden des Landes, wird damit dieses Jahr wohl nur unter Einschränkungen möglich sein, sollten die Vorschriften weiterhin bestehen bleiben.

Die Einreise nach Island ist derzeit nur mit negativem PCR-Test vor und einem Test nach der Landung in Island möglich. Das bedeutet, Einreisende müssen sich bis zum Ergebnis des zweiten PCR-Tests im Land in Quarantäne aufhalten. Gäste, die für das Airwaves anreisen würden, dürften mit dieser Regelung fünf Tage auf Ihrem Hotelzimmer beispielsweise mit einem Ice Casino 25 Euro Bonus Spielautomaten spielen. Mit etwas Glück erhalten sie dabei auch noch Freispiele oder gewinnen bei einer Runde Blackjack vielleicht einen Teil ihrer Reisekosten zurück. Doch aus der Quarantäne dürften sie trotzdem nicht heraus.

Ein teures Vergnügen, denn Island ist bekannt für seine hohen Preise. Die Veranstalter kalkulieren jedoch mit den Impfungen, die bis November 2021 vielleicht sogar das jüngere Publikum weltweit erreicht haben werden und theoretisch von der Quarantäne befreien. Die Veranstalter glauben fest daran, dass dann auch die Bestimmungen gelockert werden. Auch viele Musikerinnen und Musiker scheinen sich dieser Hoffnung anzuschließen. Unter dieser Prämisse wächst das Line-Up stetig an.

Das Line-Up

Wie man es mit dem Iceland Airwaves verbindet, sind auch dieses Jahr wieder viele Bands aus Island dabei. Beachtet man, dass Island insgesamt gerade einmal 361.000 Einwohner hat, ist die Dichte an Bands und Musikern in diesem Land außergewöhnlich hoch. Scheinbar spielen alle beim Airwaves Festival – und das nicht nur einmal. Die meisten Musiker und Musikerinnen spielen in mehreren Bands, weshalb viele nicht nur einen Gig haben.

Auch dieses Jahr findet man wieder neue isländische Bands auf dem Line-Up, darunter zum Beispiel gugusar, die gerade erst 17-Jährige Sängerin mit glockengleicher Stimme, die mit 15 das erste Mal auf der Bühne stand, oder Eydís Evensen, die erst im April 2021 ihr Debütalbum herausbrachte. Aber auch gestandene Acts wie GDRN oder Vök sind erneut in Reykjavik am Start und repräsentieren die vielfältige isländische Musikszene.

Ergänzt wird das Line-Up dieses Jahr um diverse internationale Bands. Besonders angesagt ist hier wohl Arlo Parks, die bereits mit Auftritten bei Jimmy Fallon von sich reden machte und zu den bekannteren Acts gehört. Oder Metronomy, eine Band aus dem Vereinigten Königreich, die bereits Vorband von Coldplay war. Auch solche Acts wie Balming Tiger, eine Band aus Südkorea, die Rap, K-Pop, Soul und Pop miteinander kombiniert und in Europa noch eher unbekannt ist, haben Platz auf dem Airwaves. Das Festival ist bekannt dafür, Bands einzuladen, die ihren Durchbruch noch vor sich haben.

So waren GusGus, Coldplay, Bloc Party, Keane, Florence and the Machine oder der Bombay Bicycle Club vor ihrem internationalen Durchbruch beim kleinen Airwaves Festival eingeladen.

Wer dieses Jahr den Eurovision Song Contest mitverfolgt hat, der wird auch den isländischen Vertreter Daði Freyr gesehen haben. Mit seinen langen blonden Haaren und dem fröhlichen Dance-Sound hat er sich bis in die Top 5 hinauf gesungen und belegte dank der Publikumsabstimmung den vierten Platz. Auch Daði ist dieses Jahr beim Airwaves dabei.

Zu früh oder just in time?

Die Vorkehrungen für das Iceland Airwaves Festival sind schon jetzt auf einem strengen Kurs in Richtung Öffnung ausgerichtet. Doch ohne den Tourismus, der ein wichtiger Bestandteil für die Finanzierung des international bekannten Festivals sowie ganz Islands ist, wird sich wohl auch dieses Festival erst endgültig kurz vor Beginn dazu entscheiden, Gäste zu empfangen oder nicht. Das ist für internationale Touristen genauso ein gewagtes Spiel wie für die Isländerinnen und Isländer selbst.

Noch 2018 kamen über 2,3 Millionen Touristen ins Land. Für 2021 sind lediglich 700.000 insgesamt prognostiziert. Eine Zahl, die einigen Betrieben aus dem Gastgewerbe sicherlich Sorgen bereitet hat. Ob durch die Öffnung des wichtigsten und größten Musikfestivals in Reykjavik die Zahlen doch noch weiter nach oben gehen werden, ist jedoch fragwürdig. Einige prognostizieren für Island jedoch auch einen Hoffnungsschimmer für die Zeit nach Covid-19.

Denn obwohl die Touristenzahlen auch im Jahr 2023 noch nicht wieder alte Werte erreichen werden, so werden die meisten Besucher zukünftig zumindest länger bleiben, so hoffen es zumindest Ökonomen der Íslandsbanki. Nach dem Zusammenbruch der Wirtschaft Islands nach der Bankenkrise 2008 gehört der Tourismus zu einem wichtigen Faktor, um die gebeutelte Wirtschaft Islands wieder voranzubringen. Ob das Airwaves dafür der erste Schritt sein wird, bleibt trotzdem noch abzuwarten.